EINSATZART SCHUTZ


Sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz


23 10 2015

Schutz ist eine Einsatzart mit dem Zweck, wichtige Objekte, Verkehrswege, Räume und Personen vor einem überraschenden Zugriff durch offen oder verdeckt vorgehende gegnerische Kräfte oder zivilen Störerinnen bzw. Störern zu bewahren. Der sicherheitspolizeiliche Assistenzeinsatz ist eine Hilfeleistung des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH) auf Anforderung der zuständigen Sicherheitsbehörden. Militärische Kräfte können in diesem Fall, auf Anordnung der zuständigen Sicherheitsbehörden, zur Wahrnehmung sicherheitspolizeilicher Assistenzleistung herangezogen werden. Die Einsatzart, welche Land- und Luftstreitkräfte in diesem Fall anwenden, wird als Schutz bezeichnet.


Die Berufsoffiziersanwärterinnen und Berufsoffiziersanwärter des Jahrgangs „Fürst von Löwenstein“ befinden sich derzeit im dritten Semester des Fachhochschul-Bachelorstudiengangs Militärische Führung (FH-BaStg MilFü) an der Theresianischen Militärakademie. In den letzten drei Wochen haben die Studierenden ein Teilgebiet der einsatzbezogenen Fachgebiete und Methoden absolviert. Das Ausbildungsmodul Schutz besteht aus den Lehrveranstaltungen Grundlagen der Einsatzart Schutz, der Taktikausbildung und dem Führungstraining für den Einsatz des verstärkten kleinen Verbandes bzw. der verstärkten Einheit in der Einsatzart Schutz.


In den Grundlagenunterrichten werden unter anderem die Rechtsgrundlagen für einen Einsatz militärischer Kräfte im Inland, die Struktur und Aufgaben der zu unterstützenden Behörden bzw. Exekutivorganisationen sowie das erforderliche Zusammenwirken militärischer Kräfte und mögliche technische Mittel, welche in der Einsatzart Schutz eingesetzt werden können, ermittelt.


Aufbauend darauf wird dann in der Taktikausbildung die Anwendung des taktischen Führungsverfahrens auf Ebene verstärkter kleiner Verband sowie die Führung von Einheiten der Kampftruppe im Schutz von Räumen und Linien vermittelt. Dabei werden die Fertigkeiten und Kompetenzen zum Einsatz militärischer Kräfte im Inland entwickelt. Auch die Sicherstellung der Durchhaltefähigkeit über einen längeren Zeitraum und das erforderliche Zusammenwirken mit Einsatzunterstützungs-, Kampfunterstützungs- und Kampftruppen, Behörden, Exekutiv- und Rettungsorganisationen wird behandelt.


Im Rahmen der Katastropheneinsatzübung der Bezirkshauptmannschaft und dem Magistrat Wiener Neustadt, Studierenden der Fachhochschule Wiener Neustadt sowie der Polizei, des Roten Kreuzes, des Arbeiter-Samariterbundes sowie der Freiwilligen Feuerwehr am Führungssimulator der Theresianischen Militärakademie von 16. bis 17. Oktober 2015 wurde das Erlernte praktisch angewendet. Dabei wurden an Hand eines simulationsgestützten Planspieles die Bewältigung verschiedenster Katastrophenszenarien in Wiener Neustadt trainiert. In solchen Fällen können Teile des ÖBH, auf Anforderung der gesetzmäßigen zivilen Behörden, zur Assistenzleistung herangezogen werden. Diese Übung bildete den Abschluss der Ausbildung auf Ebene des verstärkten kleinen Verbandes.


Mit diesem Rüstzeug begann dann die praktische Anwendung beim Führungstraining für den Einsatz der verstärkten Einheit in der Einsatzart Schutz von 19. bis 23.Oktober 2015 in den Bezirken Wiener Neustadt und Neunkirchen. Am Beginn der Woche mussten in Selbstarbeit der in der Vorwoche an Hand der Karte und Luftbilder taktisch beurteilte und angeordnete Einsatz der verstärkten Einheit ins Gelände übertragen werden. Dabei waren unter anderem der Schutz von Transporten, das Durchsuchen von Objekten, das lineare abriegeln von Räumen, das Durchkämmen von Geländeteilen und der Schutz von Objekten zu beurteilen, anzuordnen und praktisch durchzuführen. In die Ausbildung und die abschließende Führungsübung wurden die möglichen realen Schutzobjekte wie der Leitungsspeicher von „Wiener Wasser“ in Neusiedl am Steinfeld und das Areal der Firma „Schaffler“ in Winzendorf integriert. Die dafür erforderliche Koordination mit diesen Betrieben, den Sicherheitsbehörden und der Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen wurden ebenfalls vor Ort real durchgeführt.


Das Institut Aufklärung der Heerestruppenschule präsentierte im Rahmen der Ausbildung das Drohnensystem "Tracker": Das derzeit modernste technische Mittel mit zahlreichen Einsatzmöglichkeiten für die Einsatzart Schutz, über welches das ÖBH seit April dieses Jahres verfügt. Diese unbemannten Luftfahrzeuge dienen Aufklärungszwecken und liefern Informationen in Echtzeit an die Entscheidungsträger. Verschiedene Sensoren rastern das Einsatzgebiet ab und leiten alle Daten per Funk bis zu zehn Kilometer an die Flugkontrollstelle weiter. Die Drohnen liefern mögliche Informationen über Konfliktparteien, Marschstrecken oder Grenzabschnitte in Einsatzgebieten und erkunden mögliche Geländeabschnitte für Einsätze zur Katastrophenhilfe.


Mit dem Ausbildungsmodul Schutz im Rahmen der Ausbildung der Berufsoffiziersanwärterinnen und Berufsoffiziersanwärter wird das erforderliche Leistungsprofil der zukünftigen militärischen Führungskräfte zur erfolgreichen Bewältigung von Herausforderungen im Rahmen eines Schutzeinsatzes am Beispiel einer verstärkten Einheit des Österreichischen Bundesheeres erworben. Im Rahmen der vor, zwischen und nach den Semestern am FH-BaStg MilFü durchgeführten Truppenoffizierslehrgängen werden diese Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen zusätzlich praktisch ergänzt, erweitert und gefestigt.


Mit einer das gesamte Fähigkeitsspektrum von Landstreitkräften abdeckenden Ausbildung der zukünftigen Führungskräfte leistet die Theresianische Militärakademie einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung des sicherheitspolitischen Auftrages des ÖBH.

[Inhalt: Mag. (FH) Michael Moser, Major]
[Bilder: Philipp Greiner, Gefreiter]